Wie du Bedenken im Bauprozess verantwortungsbewusst anzeigst

Kennst du das: Du erhältst im Bauprozess eine Anordnung von deinem Auftraggeber, die Bedenken bei dir auslöst. Dies kann von einfachen technischen Bedenken bis hin zu Gefahren für Leib und Leben reichen. Deine Einschätzung zu solch einer Anordnung kannst du in Form einer Bedenkenanzeige nach VOB im Ausdruck bringen.

Dieser Blogartikel richtet sich an alle Handwerksunternehmen, die einen genaueren Einblick in das Thema Bedenkenanzeigen in VOB Projekten benötigen. Wir zeigen dir, wie eine Bedenkenanzeige abläuft und wie du in der Kommunikation mit deinem Auftraggeber in Sachen Haftung immer auf der sicheren Seite stehst – und sogar Gefahren vorbeugen und Leben retten kannst!

Die Bedenkenanzeige – ein unverzichtbares Instrument in Bauprojekten

Die Bedenkenanzeige nach VOB verpflichtet dich als Auftragnehmer, mögliche Qualitätsmängel oder Sicherheitsbedenken bezüglich der Baustoffe, der geplanten Ausführungsart oder vorangegangener Arbeiten dem Auftraggeber zu melden. Diese Regelung soll sicherstellen, dass alle Bedenken, die die Sicherheit oder den Erfolg des Bauprojekts gefährden könnten, frühzeitig erkannt und aufgelöst werden.

Die VOB Grundlage hierzu bildet § 4 Absatz 3 der VOB/B. Demnach muss der Auftragnehmer seine Bedenken unverzüglich und bevorzugt vor Beginn der Arbeiten schriftlich beim Auftraggeber einreichen. Daraufhin hat der Auftraggeber die Chance, Korrekturen vorzunehmen oder alternative Anweisungen zu erteilen.

Die Pflicht zur Bedenkenanmeldung besteht nicht nur bei Verträgen nach VOB/B, sondern ist auch ein allgemeiner Grundsatz im Rahmen von Werksverträgen nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB).

Die Verantwortung für die endgültigen Baumaßnahmen liegt nach einer Bedenkenanzeige beim Auftraggeber, der für seine Anweisungen, Materialien und die Vorarbeiten haftet. Wenn du einer Anordnung also trotz VOB Bedenkenanzeige nachkommen sollst, übernimmt der Auftraggeber also automatisch die Haftung.

Von Vorarbeit bis Materialfehler – gute Gründe für eine Bedenkenanzeige

Eine effektive Kommunikation zwischen Auftragnehmer und Auftraggeber ist unverzichtbar, um rechtzeitig Bedenken bezüglich der Ausführungsqualität, der verwendeten Materialien und der geleisteten Vorarbeiten anderer Gewerke zu äußern. Dies beugt nicht nur möglichen Bauschäden vor, sondern schützt auch beide Parteien vor finanziellen Verlusten.

In der Praxis wird zwischen drei Arten von VOB Bedenkenanzeigen differenziert, die sich hinsichtlich der Ursache des Bedenkens unterscheiden:

  • Bedenken wegen Mängeln durch Vorarbeiten: Wenn Vorarbeiten anderer Gewerke Mängel aufweisen, die die eigenen Arbeiten beeinträchtigen, muss der Auftragnehmer seinem Auftraggeber das schriftlich melden. Zudem bist du als Auftragnehmer verpflichtet, nachfolgende Gewerke auf spezifische Anforderungen oder Abweichungen von Normen hinzuweisen, die er bei seinen Vorbereitungen erkannt hat.
  • Bedenken gegen geplante Ausführungsarten: Prüfst du die Planungen auf Übereinstimmung mit technischen Normen, können Abweichungen oder Planungsänderungen während des Bauprozesses sofort zu einer Bedenkenanzeige führen.
  • Bedenken bei Materialfehlern: Als Fachmann hat jeder Auftragnehmer die Pflicht, die Qualität der vom Auftraggeber bereitgestellten Baustoffe zu prüfen. Entdeckst du in diesem Prozess Mängel, solltest du sie unverzüglich in Form einer VOB Bedenkenanzeige melden.

Die proaktive Herangehensweise in der Bedenkenanmeldung schützt nicht nur das Bauvorhaben, sondern sichert auch deine rechtliche und finanzielle Position. Es ist entscheidend, dass alle Bedenken gewissenhaft und fristgerecht kommuniziert werden, um spätere Auseinandersetzungen zu vermeiden.

Wie zeigst du deine Bedenken dem Auftraggeber gegenüber korrekt an und auf welche Vorlage greifst du dabei idealerweise zurück? Im individuellen Coaching-Programm zeigt dir Continu-ING, wie du fehlerfreie Bedenkenanzeigen nach der VOB anfertigst. Bewirb dich jetzt auf einen der begehrten Beratungsplätze!

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So läuft eine Bedenkenanzeige nach VOB ab

Als Handwerksunternehmen wird keineswegs von dir erwartet, dass du eine umfassende Prüfung aller Gewerke durchführst. Vielmehr solltest du deine Expertise und Erfahrung in deinem Gewerk einsetzen, um die typischen Probleme zu erkennen und sie in Form einer VOB Bedenkenanzeige adressieren. 

Zwei Beispiele: Ein Bodenleger sollte den Zustand des Estrichs prüfen, ohne dabei tiefgreifende Untersuchungen wie Bohrungen vorzunehmen, und ein Fensterbauer sollte Mängel in der Isolation erkennen können. In beiden Fällen ist eine Bedenkenanzeige nach VOB unumgänglich, um den Auftraggeber auf den Mangel aufmerksam zu machen.

Merke:

Wende dich bei einer Bedenkenanzeige nach VOB immer direkt an den Auftraggeber und nicht an das Planungsteam aus Architekt und Fachplaner!

Fristgerecht und detailliert – so sieht eine gute Bedenkenanzeige aus

Laut VOB/B muss die Bedenkenanmeldung unverzüglich erfolgen, was bedeutet, dass du als Auftragnehmer deine Bedenken so schnell wie möglich, idealerweise vor Arbeitsbeginn, anmelden solltest. Und diese Vorgabe solltest du ernst nehmen, denn laut § 13 Abs. 3 VOB/B trägt der Auftragnehmer die Verantwortung für eventuelle Schäden, wenn er die Bedenken nicht rechtzeitig anzeigt. 

Verspätete Meldungen können dazu führen, dass es schwierig wird, die Verantwortung für Mängel zu klären und dass der Auftragnehmer möglicherweise für Verzögerungen und deren Kosten aufkommen muss.

Haftungsrisiken minimieren mit einer sauberen Bedenkenanzeige nach VOB

Wenn Bedenken korrekt und rechtzeitig angemeldet werden, schützt dich das in Bezug auf die Haftungsansprüche für daraus resultierende Schäden. Ignoriert der Auftraggeber die gemeldeten Bedenken und setzt seine Anordnung trotzdem durch, bist du also nicht für mögliche Folgeschäden verantwortlich.

Du möchtest mehr Hintergrundinformationen zur Haftungssituation nach einer Bedenkenanzeige erhalten? Dann empfehlen wir dir das Video von Continu-ING zum Thema „VOB einfach erklärt: Wie du Bedenken richtig anzeigst!“

Bedenkenanzeige nach VOB: So verhältst du dich vorbildlich

Wie verhältst du dich als Handwerksunternehmer, nachdem du ein Bedenken zum Bauprozess bei deinem Auftraggeber angezeigt hast? Je nachdem, wie gravierend ein Bedenken deiner Meinung nach ist, gibt es hier unterschiedliche Antworten:

  • Einfache technische Bedenken: In Fällen einfacher technischer Bedenken, die keine unmittelbare Gefahr darstellen, sollte die erste Bedenkenanzeige direkt an den Auftraggeber gerichtet werden. Wenn der Auftraggeber daraufhin anordnet, die Arbeit entgegen der Norm fortzusetzen, sichert dich diese Anordnung ab, falls später Probleme auftreten. Sollte es bei der Abnahme zu Unannehmlichkeiten kommen, stehst du als Handwerker auf der sicheren Seite und kannst sogar ein neues Angebot zur Korrektur vorlegen.
  • Bedenken bei Gefahr für Leib und Leben: Viel gravierender sind Bedenken, die sich auf die Sicherheit und das Wohl der Menschen auswirken. Sollte der Auftraggeber auch nach einer ersten Bedenkenanzeige auf einer Ausführung bestehen, die von technischen Normen abweicht, ist eine zweite, ausführliche Bedenkenanzeige notwendig. Nur so kannst du als Umsetzer einen vollständigen Haftungsausschluss erreichen, wie diverse Gerichtsurteile unterstreichen.

Ein Beispiel für ein besonders gravierendes Bedenken ist die Sanierung von Trinkwassersystemen in Krankenhäusern, bei denen aus Kostengründen keine vollständige Erneuerung des Systems erfolgt, obwohl dies hygienisch erforderlich wäre. Das Ignorieren solcher Vorgaben kann zu ernsten Gesundheitsrisiken wie Legionellenbefall führen, die insbesondere in einer Krankenhausumgebung besonders kritisch sind.

Bei geringfügigen Mängeln ist dein Risiko relativ gering, sofern der Mangel ordnungsgemäß gemeldet wurde. Bei schwerwiegenden Mängeln, die eine ernste Gefahr darstellen, sollten Handwerker hingegen mit der Ausführung warten, bis der Bauherr reagiert, um sich nicht dem Risiko einer Haftung auszusetzen. 

Sollten Verzögerungen aufgrund des Verhaltens des Auftraggebers entstehen, kannst du entsprechend Mehrkosten geltend machen. In jedem Fall sollten alle Bedenken schriftlich festgehalten und im Falle von schwerwiegenden Sicherheitsbedenken vielleicht sogar die Ausführung der Arbeiten verweigert werden, bis eine sichere, normgerechte Lösung gefunden wird.

Fazit

Die Bedenkenanzeige nach VOB ist nicht nur ein bürokratisches Muss, sondern ein entscheidender Schutz für dein Handwerk. Sie bewahrt dich vor der Übernahme unverschuldeter Haftung und sichert dein Recht auf faire Behandlung und angemessene Vergütung. 

Behalte stets im Hinterkopf, dass das frühzeitige Anmelden von Bedenken nicht nur potenzielle Baumängel und zusätzliche Kosten abwehrt, sondern auch die Sicherheit auf der Baustelle maßgeblich erhöht.

Lass dich nicht von der Sorge leiten, der Auftraggeber könnte deine Bedenken falsch aufnehmen. Deine Expertise und dein professionelles Urteil sind unverzichtbar, um das Projekt erfolgreich und sicher über die Bühne zu bringen. 

Also, zögere nicht, deine Bedenken anzumelden, sobald du Unstimmigkeiten feststellst. Es geht um nicht weniger als die Qualität deiner Arbeit und die Sicherheit aller Beteiligten. Nutze die Bedenkenanzeige nach VOB als dein Werkzeug für Qualität und Sicherheit!

FAQ – häufig gestellte Fragen zur Bedenkenanzeige nach VOB

Was ist eine Bedenkenanzeige?

Eine Bedenkenanzeige ist ein formales Schreiben, das ein Auftragnehmer gemäß § 4 Abs. 3 VOB/B verwendet, um den Auftraggeber über Bedenken gegen die vorgesehene Art der Ausführung, die Qualität der gelieferten Materialien oder die Leistungen anderer Unternehmer zu informieren. Dieses Instrument dient dazu, rechtliche Klarheit zu schaffen und den Auftraggeber vor potenziellen Baumängeln und zusätzlichen Kosten zu warnen.

Wann Bedenken anmelden laut VOB?

Nach VOB müssen Bedenken unverzüglich angemeldet werden, sobald der Auftragnehmer auf Probleme stößt, die die ordnungsgemäße Ausführung der Bauarbeiten beeinträchtigen könnten. Dies umfasst unter anderem Bedenken hinsichtlich der Ausführungsart, der Qualität von Materialien oder vorheriger Leistungen anderer Gewerke, die die eigene Arbeit beeinflussen.

Wer ist verantwortlich für die Anmeldung von Bedenken?

Die Verantwortung für die Anmeldung von Bedenken trägt der Auftragnehmer. Es ist seine Pflicht, den Auftraggeber schriftlich zu informieren, wenn er glaubt, dass bestimmte Vorgaben oder Materialien nicht geeignet sind, um das Bauvorhaben wie geplant umzusetzen. Wird eine Tätigkeit trotz korrekter Bedenkenanzeige angeordnet, kann der Handwerker seine Haftung ausschließen.

Können Bedenken auch nach Beginn der Bauarbeiten angemeldet werden?

Bedenken können und sollten auch nach Beginn der Bauarbeiten angemeldet werden, falls neue Probleme oder Informationsdefizite entdeckt werden, die vorher nicht erkennbar waren. Auch hier gilt die Regel, dass die Anmeldung so schnell wie möglich erfolgen muss, um negative Konsequenzen für den Bauprozess zu vermeiden.

Was passiert, wenn keine Bedenken angemeldet werden?

Wenn der Auftragnehmer Bedenken nicht rechtzeitig anmeldet und später Probleme auftreten, die auf diese unangemeldeten Bedenken zurückzuführen sind, könnte er für die entstandenen Kosten haftbar gemacht werden. Zudem verliert er möglicherweise seinen Anspruch auf Vergütung für zusätzliche Arbeiten, die durch die Beseitigung der Mängel entstehen. Daher gilt: Als Handwerksunternehmer solltest du nicht zögern, im Fall der Fälle eine Bedenkenanzeige nach VOB anzufertigen.